Einstieg mit ElementaryOS Demo
Für die Installation von Gentoo Linux nutzen wir zunächst eine Live-Umgebung.
In diesem Fall starten wir mit der ElementaryOS Demo.
Diese Umgebung ermöglicht uns, alle nötigen Werkzeuge zu verwenden, bevor wir Gentoo selbst installieren.
Festplattenpartitionierung mit GParted
Bevor Gentoo Linux installiert werden kann, muss die Festplatte vorbereitet werden.
Dafür nutzen wir das Tool GParted, das in der Live-Version enthalten ist.
Mit GParted legen wir die Partitionen an, die später für Gentoo benötigt werden.
In diesem Beispiel wird 80 GB Speicherplatz für Gentoo reserviert.

Schritt 1: Neue Partition erstellen
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Öffne GParted.
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Erstelle eine neue Partition.
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Stelle die Größe ein (z. B. 80 GB).
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Wähle Primary Partition.
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Setze das Dateisystem auf btrfs.
Klicke anschließend auf Add, um die neue Partition hinzuzufügen.

Schritt 2: Änderungen übernehmen
Damit die neue Partition wirklich erstellt wird, klicke oben auf den grünen Haken.
Dadurch werden die geplanten Änderungen auf die Festplatte angewendet.
Abschluss der Partitionierung und Wechsel ins Terminal
Nachdem die Partition mit GParted erfolgreich erstellt wurde, wechseln wir ins Terminal.
Hier bereiten wir das Dateisystem und die Verzeichnisse für die Installation vor.

Schritt 1: Root-Rechte aktivieren
Um alle Befehle ohne Einschränkungen auszuführen, wechseln wir zum Root-Benutzer:
sudo su
Schritt 2: BTRFS-Partition einbinden
Wir binden die neue Partition unter /mnt ein, um darin Untervolumes zu erstellen:
mount /dev/nvme0n1p4 /mnt/
Schritt 3: Untervolumes erstellen
Das @gentoo-Untervolume wird für die Systemdateien genutzt:
btrfs su cr @gentoo
Das @home-Untervolume wird für die Benutzerdaten verwendet:
btrfs su cr @home
Danach wird die Partition wieder ausgehängt:
umount /mnt
Schritt 4: Untervolume für Installation einbinden
Nun wird das Untervolume @gentoo mit zusätzlichen Mount-Optionen eingebunden:
mount -o noatime,commit=120,compress=zstd,space_cache,subvol=@gentoo /dev/nvme0n1p4 /mnt/gentoo
Schritt 5: Weitere Verzeichnisse anlegen
Wir erstellen die notwendigen Verzeichnisse für ESP (Boot) und Home:
mkdir -p /mnt/{esp,home}
Home- und ESP-Verzeichnis einbinden
Das Home-Verzeichnis dient zur Speicherung der persönlichen Dateien der Benutzer.
Das ESP-Verzeichnis (EFI System Partition) enthält die Boot-Dateien, die Gentoo für den Start im EFI-Modus benötigt.
Wir binden das Untervolume @home im Home-Verzeichnis ein:
mount -o noatime,commit=120,compress=zstd,space_cache,subvol=@home /dev/nvme0n1p4 /mnt/home
Dann binden wir die FAT32-formatierte ESP-Partition ein, in der die EFI-Dateien gespeichert werden:
mount /dev/nvme0n1p1 /mnt/esp
Stage3 herunterladen und entpacken
Wechsle in das Gentoo-Verzeichnis:
cd /mnt/gentoo
Da wir OpenRC nutzen, laden wir die entsprechende Stage3-Datei herunter:
wget [https://bouncer.gentoo.org/fetch/root/all/releases/amd64/autobuilds/20220821T170533Z/stage3-amd64-openrc-20220821T170533Z.tar.xz](https://bouncer.gentoo.org/fetch/root/all/releases/amd64/autobuilds/20220821T170533Z/stage3-amd64-openrc-20220821T170533Z.tar.xz)
(Optional: An dieser Stelle könnte auch Systemd gewählt werden.)

Das heruntergeladene Archiv im /mnt-Verzeichnis entpacken:
tar xpvf stage3-*.tar.xz --xattrs-include='*.*' --numeric-owner
Standard-Repositories aktivieren
Nun richten wir die Standard-Repositories für Gentoo ein:
mkdir --parents /mnt/gentoo/etc/portage/repos.conf
Repositories und DNS konfigurieren
Zuerst kopieren wir die Repository-Konfiguration:
cp /mnt/gentoo/usr/share/portage/config/repos.conf /mnt/gentoo/etc/portage/repos.conf/gentoo.conf
Bevor wir mit der Installation fortfahren, müssen wir die DNS-Informationen vom Hauptsystem nach Gentoo kopieren:
cp --dereference /etc/resolv.conf /mnt/gentoo/etc/
Wichtige Verzeichnisse einbinden
mount --types proc /proc /mnt/gentoo/proc
mount --rbind /sys /mnt/gentoo/sys
mount --rbind /dev /mnt/gentoo/dev
mount --bind /run /mnt/gentoo/run
Wenn das Archiv mit Systemd heruntergeladen wurde, müssen zusätzlich folgende Befehle eingegeben werden:
mount --make-rslave /mnt/sys
mount --make-rslave /mnt/dev
mount --make-slave /mnt/run
/dev/shm Problem beheben (falls notwendig)
Manche Distributionen verlinken /dev/shm nach /run/shm/. Nach dem chroot ist dieser Link ungültig.
Um dies zu beheben:
test -L /dev/shm && rm /dev/shm && mkdir /dev/shm
mount --types tmpfs --options nosuid,nodev,noexec shm /dev/shm
chmod 1777 /dev/shm /run/shm
In das neue Gentoo-System wechseln
chroot /mnt/gentoo /bin/bash
source /etc/profile
export PS1="(gentoo-chroot) ${PS1}"
Um die Umgebungsvariablen zu aktualisieren:
env-update && source /etc/profile && export PS1="(chroot) ${PS1}"

Erste Synchronisation durchführen
emerge --sync
env-update && source /etc/profile && export PS1="(chroot) ${PS1}"
Profil in Gentoo auswählen
Nach der Synchronisation wählen wir ein passendes Profil für die Gentoo-Installation aus:
eselect profile list

Aus der angezeigten Liste kann ein Profil ausgewählt werden. Dazu wird die entsprechende Nummer angegeben.
Beispiel (Auswahl von Profil 8):
eselect profile set 8
Portage konfigurieren
Bevor wir mit der Installation fortfahren, öffnen wir die Datei make.conf zur Konfiguration:
nano /etc/portage/make.conf
Tipp: Mit folgendem Befehl kann die Anzahl der verfügbaren Prozessorkerne abgefragt werden:
nproc
Optimierung der Kompilierung
Da Gentoo-Pakete aus dem Quellcode kompiliert werden, sollte die volle Prozessorleistung genutzt werden.
Dazu prüfen wir die Anzahl der verfügbaren CPU-Kerne mit:
nproc

In diesem Beispiel beträgt die Ausgabe 16. Daher tragen wir dies in der Konfigurationsdatei ein:
MAKEOPTS="-j16 -l16"
Zusätzliche Einstellungen in make.conf
Falls das System generell auf den Testing-Zweig von Gentoo ausgerichtet werden soll:
ACCEPT_KEYWORDS="~amd64"
Für Eingabegeräte wie Tastatur und Maus verwenden wir den aktuellen libinput-Treiber:
INPUT_DEVICES="libinput"
Für die Python-Version systemweit:
PYTH"python3_10"
Falls mehrere Python-Versionen gleichzeitig installiert werden sollen:
PYTH"python3_10 python3_11"
CPU-Optimierungen mit cpuid2cpuflags
Zuerst installieren wir das Tool cpuid2cpuflags:
emerge --ask app-portage/cpuid2cpuflags
CPU-Features anzeigen
Mit folgendem Befehl werden die unterstützten CPU-Features angezeigt:
cpuid2cpuflags

Diese Ausgabe wird in die Datei übernommen, z. B.:
CPU_FLAGS_X86="aes avx avx2 f16c fma3 mmx mmxext pclmul popcnt rdrand sha sse sse2 sse3 sse4_1 sse4_2 sse4a ssse3"
Danach kann das Tool wieder entfernt werden:
emerge --deselect app-portage/cpuid2cpuflags
Grafikkarte ermitteln
Zur Erkennung der Grafikkarte führen wir aus:
lspci | grep VGA

Portage-Konfiguration anpassen
Im ersten Terminal öffnen wir die Konfigurationsdatei:
nano /etc/portage/make.conf
Fügen Sie folgende Zeilen hinzu:
CPU_FLAGS_X86="aes avx avx2 f16c fma3 mmx mmxext pclmul popcnt rdrand sha sse sse2 sse3 sse4_1 sse4_2 sse4a ssse3"
VIDEO_CARDS="nvidia"
USE="X wayland -passwdqc -nullok -fortran"

Speichern mit Ctrl+S und schließen mit Ctrl+X.
Gentoo-Toolkit installieren
emerge -av gentoolkit
Welt-Update durchführen
emerge -avuDn @world
Kompilierung und parallele Terminals
Das Update kann mehrere Stunden dauern.
In einem neuen Terminal (ohne das erste zu schließen) führen wir Folgendes aus:
chroot /mnt/gentoo
source /etc/profile
Zeitzone festlegen
Wir setzen die Zeitzone auf Europe/Berlin:
echo "Europe/Berlin" > /etc/timezone
emerge --config sys-libs/timezone-data
Lokalisierung vorbereiten
Die Locale-Datei öffnen:
nano -w /etc/locale.gen
Locale-Konfiguration
Wir öffnen die Datei /etc/locale.gen und wählen die gewünschten Sprach-Locales aus.
Dazu entfernen wir das # vor den entsprechenden Einträgen, z. B. für Englisch und Deutsch.

Speichern mit CTRL+S und schließen mit CTRL+X.
Locales generieren
locale-gen

Locale-Auswahl
Anschließend die verfügbaren Locales anzeigen:
eselect locale list
Locale setzen
Nachdem die verfügbaren Locales angezeigt wurden, wählen wir die gewünschte Sprache aus.
Beispiel: Locale 10 (en_US.utf8) auswählen:
eselect locale set 10

Umgebungsvariablen aktualisieren:
env-update && source /etc/profile && export PS1="(chroot) ${PS1}"
Kernel installieren
Wir installieren den vorgefertigten Gentoo-Kernel:
emerge -av gentoo-kernel-bin
GRUB vorbereiten
Anschließend die Datei make.conf öffnen und folgende Zeile hinzufügen:
GRUB_PLATFORMS="efi-64"
GRUB installieren
Nach dem Speichern der make.conf mit CTRL+S und Beenden mit CTRL+X installieren wir den Bootloader GRUB:
emerge -av grub
Zusätzliche Tools installieren
Öffnen Sie ein neues (drittes) Terminal und installieren Sie zstd, um Dateien entpacken zu können:
sudo apt install zstd
Arch-Install-Scripts herunterladen
Öffnen Sie den folgenden Link im Webbrowser:
🔗 https://archlinux.org/packages/extra/any/arch-install-scripts/
Auf der rechten Seite befindet sich der Button "Download From Mirror".
Die Datei herunterladen und anschließend entpacken.
fstab generieren
Mit dem Tool genfstab erzeugen wir die fstab und schreiben sie in das Gentoo-Verzeichnis:
/home/elementary/Downloads/usr/bin/genfstab -U /mnt/gentoo >> /mnt/gentoo/etc/fstab
Sie können das 3. Terminal danach schließen.

fstab anpassen
Öffnen der Datei /etc/fstab mit nano:
nano /etc/fstab
Fügen Sie ein # vor die Zeile mit tracefs hinzu.
Boot-Verzeichnis prüfen
Auflisten der Dateien im Boot-Verzeichnis:
ls /boot
GRUB konfigurieren
Installation von GRUB in das EFI-Verzeichnis:
grub-install --efi-directory=/esp --bootloader-id=Gentoo --target=x86_64-efi

Erstellen der GRUB-Konfigurationsdatei:
grub-mkconfig -o /boot/grub/grub.cfg
Damit ist Gentoo in GRUB eingetragen.
KDE Plasma Desktop installieren
emerge -av plasma-desktop konsole spectacle dolphin sddm sddm-kcm

Falls es Konflikte mit dolphin gibt, achten Sie darauf, das richtige Paket kde-apps/dolphin) auszuwählen.
Zusätzliche KDE-Pakete installieren
emerge -av plasma-nm plasma-pa powerdevil
Plasma-Desktop und Tools installieren
Zuerst installieren wir Plasma und die benötigten Tools:
emerge -av plasma-nm plasma-pa powerdevil
Falls Fehler auftreten, installieren wir Plasma erneut mit zusätzlichen Paketen:
emerge -av plasma-desktop konsole spectacle kde-apps/dolphin sddm sddm-kcm
NVIDIA Lizenz akzeptieren
Wenn während der Installation ein Fehler wegen x11-drivers/nvidia-drivers auftritt,
muss die Lizenz NVIDIA-r2 akzeptiert werden. Dazu:
nano /etc/portage/make.conf
Fügen Sie folgende Zeile hinzu:
ACCEPT_LICENSE="NVIDIA-r2"
Speichern mit CTRL+S und schließen mit CTRL+X.
Konfiguration und Installation von KDE Plasma
make.conf anpassen
Öffnen Sie die Datei /etc/portage/make.conf und stellen Sie sicher, dass die Variable ACCEPT_LICENSE="NVIDIA-r2" hinzugefügt wurde.
Dies erlaubt die Installation von NVIDIA-Treibern, die eine spezielle Lizenz erfordern.

KDE Plasma Desktop installieren
Nun installieren wir die KDE Plasma Desktop-Umgebung mit den wichtigsten Programmen:
emerge -av plasma-desktop konsole spectacle kde-apps/dolphin sddm sddm-kcm
Dies installiert die Desktop-Umgebung sowie grundlegende Anwendungen wie Konsole (Terminal), Dolphin (Dateimanager) und Spectacle (Screenshot-Tool).
Warten auf den Installationsprozess
Die Installation kann je nach Systemleistung mehrere Minuten bis Stunden dauern.
Weitere Plasma-Komponenten installieren
Nach der Desktop-Basisinstallation installieren wir zusätzliche wichtige Plasma-Module:
emerge -av plasma-pa plasma-nm powerdevil
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plasma-pa → Audio-Verwaltung (PulseAudio-Integration)
-
plasma-nm → Netzwerkverwaltung
-
powerdevil → Energiemanagement

Konfigurationsdateien aktualisieren
Manchmal müssen Konfigurationsdateien nach einer Installation angepasst werden.
Hier wird das automatische Aktualisieren durchgeführt.
etc-update --automode -3

Plasma-Komponenten installieren (1. Versuch)
Nun erneut die Plasma-Komponenten installieren.
Falls Änderungen vorgeschlagen werden, mit Y bestätigen.
emerge -av plasma-pa plasma-nm powerdevil

etc-update erneut ausführen
Falls noch weitere Änderungen in den Konfigurationsdateien nötig sind, diese mit etc-update prüfen und zusammenführen.
Die Option -3 erlaubt das automatische Zusammenführen.
etc-update
Wähle hier -3 und bestätige danach mit Y.

Plasma-Komponenten installieren (erneut)
Danach erneut die Installation der Plasma-Komponenten starten:
emerge -av plasma-pa plasma-nm powerdevil
Display Manager installieren und konfigurieren
Damit das grafische Login funktioniert, müssen wir den Display Manager installieren und konfigurieren.
Schritt 1: SDDM installieren
Installiere den Display Manager SDDM:
emerge -av sddm
Schritt 2: Display-Manager-Init installieren
Zusätzlich installieren wir display-manager-init, damit der Display Manager korrekt gestartet werden kann:
emerge -av gui-libs/display-manager-init
Schritt 3: Konfiguration des Display Managers
Öffne die Konfigurationsdatei:
nano /etc/conf.d/display-manager
Füge folgende Zeilen hinzu:
CHECKVT=7
DISPLAYMANAGER="sddm"

Display-Manager und Netzwerkdienste aktivieren
Um den Display-Manager und den Netzwerkdienst automatisch beim Systemstart zu laden, fügen wir sie zum Standard-Runlevel hinzu:
rc-update add display-manager default
rc-update add NetworkManager default

Neuen Benutzer anlegen
Erstellen Sie einen neuen Benutzer (hier: Mikail) und ordnen Sie ihn den wichtigen Gruppen zu. Danach setzen Sie ein Passwort:
useradd -m -G video,audio,wheel -s /bin/bash Mikail
passwd Mikail

elogind zum Boot-Runlevel hinzufügen
Damit die Sitzungsverwaltung korrekt funktioniert, aktivieren Sie elogind beim Booten:
rc-update add elogind boot

Neustart und Sudo installieren
Nun kann das System neu gestartet werden.
Nach dem Login öffnen Sie ein Terminal und installieren sudo:
emerge -av sudo
Sudoers-Datei bearbeiten
Nun öffnen wir die Datei /etc/sudoers, um Benutzer zur Nutzung von sudo zu berechtigen.
nano /etc/sudoers
Anpassung in sudoers
Entferne das # vor der Zeile, sodass Mitglieder der Gruppe wheel Befehle mit sudo ausführen können.

Installation von Sudo und System Settings
Schritt 1: Änderungen in der Datei speichern
Mit CTRL + S und danach CTRL + X speichern wir die Änderungen und verlassen den Editor.
Schritt 2: Sudo ist installiert
Damit ist Sudo erfolgreich installiert. Es ermöglicht, Befehle mit Administratorrechten auszuführen, ohne als root eingeloggt zu sein.
Schritt 3: Installation von System Settings
Zum Schluss installieren wir die Systemsteuerung mit folgendem Befehl:
sudo emerge -av systemsettings
Damit erhält das System eine grafische Oberfläche zur Verwaltung der Einstellungen.
Abschluss
Damit ist die Grundinstallation von Gentoo mit KDE Plasma abgeschlossen.
Nach einem Neustart steht ein voll funktionsfähiges System zur Verfügung,
das nun individuell angepasst und erweitert werden kann.