Habt ihr euch schon einmal gefragt, warum ein bestimmtes Lied sofort Erinnerungen hervorruft oder warum der Geruch von Kaffee am Morgen euch automatisch wach und aufmerksam macht? Genau das ist die Wirkung von Ankern .
Ein Anker im NLP ist ein äußerer Reiz, der gezielt eine innere Reaktion, ein Gefühl oder eine Erinnerung aktiviert. Diese Technik basiert unter anderem auf den klassischen Experimenten von Pawlow , bei denen Hunde auf einen akustischen Reiz mit Speichelfluss reagierten.
In seinem berühmten Experiment präsentierte Pawlow einem Hund zunächst Futter – und wie erwartet, begann der Hund zu speicheln. Danach läutete Pawlow jedes Mal vor dem Füttern eine Glocke. Nach mehreren Wiederholungen genügte schließlich das Läuten der Glocke allein, um beim Hund eine Speichelreaktion auszulösen – obwohl gar kein Futter mehr vorhanden war.
Der zuvor neutrale Reiz (Glocke) wurde durch Wiederholung mit dem natürlichen Reiz (Futter) verknüpft. So entstand eine konditionierte Reaktion . Ähnlich verhält es sich bei uns Menschen: Ein bestimmter Klingelton erzeugt den Impuls, aufs Handy zu schauen, oder das Rot einer Ampel lässt uns automatisch abbremsen.
Auch hier sind äußere Reize mit inneren Reaktionen verknüpft – genau das nutzen wir im NLP gezielt mit der Technik des Anker Werfens .
Wie man einen Anker setzt
Wichtig dabei ist, dass Anker bewusst gesetzt werden können. Ich möchte euch nun ausführlich erklären, wie ihr selbst einen Anker setzen könnt, um in stressigen Situationen – etwa vor Prüfungen, wichtigen Vorträgen oder komplexen Programmierprojekten – euren emotionalen Zustand bewusst zu steuern:
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Bestimmt zunächst einen gewünschten inneren Zustand, z. B. Konzentration , Ruhe oder Selbstbewusstsein .
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Ruft eine Erinnerung ab, in der ihr genau diesen Zustand intensiv erlebt habt.
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Versetzt euch ganz intensiv und mit allen Sinnen in diese Erinnerung hinein. Achtet bewusst darauf, was ihr in dieser Situation seht , hört , riecht oder fühlt .
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Setzt im Moment des stärksten Gefühls einen klaren und eindeutigen Anker, z. B. indem ihr Daumen und Zeigefinger zusammendrückt , ein innerliches Schlüsselwort aussprecht oder eine bestimmte Haltung einnehmt.
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Wiederholt diese Übung mehrfach, um den Anker zu festigen und seine Wirkung nachhaltig zu verstärken.
Was macht einen Anker effektiv?
Ein hilfreiches Modell, um die Qualität eines gesetzten Ankers zu beurteilen, ist das sogenannte TIGER-Modell . Es steht für fünf zentrale Kriterien:
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T wie Timing : Der richtige Moment ist entscheidend.
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I wie Intensität : Je stärker das Gefühl, desto besser wirkt der Anker.
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G wie Genauigkeit : Der Anker sollte gezielt und präzise gesetzt werden.
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E wie Einzigartigkeit : Der Reiz muss auffallen und nicht alltäglich sein.
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R wie Reinheit : Der Anker sollte eindeutig mit einem einzigen Zustand verknüpft sein.
Diese fünf Aspekte helfen dabei, starke von schwachen Ankern zu unterscheiden und die Technik effektiver anzuwenden.
Relevanz für Informatikstudierende
Besonders für uns als Informatikstudierende ist diese Technik hoch relevant. Viele kennen das Gefühl, beim Programmieren oder während intensiver Projektphasen enorm unter Druck zu stehen. Ein bewusst gesetzter Anker kann hier helfen, unmittelbar in einen Zustand hoher Konzentration , Kreativität oder Entspannung zu wechseln.
Beispiele:
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Nach einem erfolgreich abgeschlossenen Softwareprojekt kann dieser Erfolgsmoment als Anker genutzt werden, um bei neuen Herausforderungen Motivation und Selbstvertrauen zu steigern.
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Während eines Coding-Marathons kann Musik, eine bestimmte Körperhaltung oder ein kurzes Ritual helfen, wieder in einen produktiven Modus zu wechseln.
Risiken
Doch Vorsicht – Anker setzen birgt auch einige Risiken . Negative Emotionen sollten nicht einfach überdeckt werden. Wenn z. B. dauerhafter Stress nur verdrängt wird, können tiefere Ursachen unentdeckt bleiben.
Arten von Ankern
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Auditiv – z. B. ein bestimmtes Lied oder Klang
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Visuell – z. B. ein Symbol, eine Farbe, ein Bild
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Kinästhetisch – z. B. eine Geste oder Berührung
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Olfaktorisch – Gerüche wie Parfum oder Kaffee
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Gustatorisch – z. B. der Geschmack von Schokolade oder Zitronenwasser
Interaktive Umfrage
Ich lade euch zu einer kleinen Mentimeter-Umfrage ein:
Frage 1: Welche Reize, Rituale oder Situationen nutzt ihr bereits unbewusst als Anker?
Frage 2: Welche neuen Anker möchtet ihr ab jetzt bewusst in euren Alltag integrieren?
Beispiele: Lieblingsmusik, Kaffeeduft, kurzer Spaziergang.
Fazit
Anker funktionieren nicht automatisch beim ersten Mal – es braucht Übung und bewusste Wiederholung .